THEMENTAG: "Gender, Leib, Streit"

Ort: LOFFT - DAS THEATER

Ein thematisch spannungsgeladener Tag im LOFFT mit Workshops, Übungslaboren, Philosophischen Salons, einer Performance, Podiums- und Publikumsgesprächen und einem Dialogformat mit den Philosoph*innen und philosophischen Praktiker*Innen Ute Gahlings, Manfred Rühl, Ina Schmidt, Karin Petrovic, Heidi Salaverría, Jirko Krauß, Johanna Kosch, dem Performancekollektiv "Clara distincte" der Uni Hildesheim und dem Künstler Pedro Henrique Risse.

1. „Gender und Leiblichkeit“ – Übungslabor

Mit Ute Gahlings und Manfred Rühl.

Im Zuge der political correctness wird die Geschlechtlichkeit in ihren verschiedenen Ausprägungen sprachlich immer wieder in besonderer Weise betont. Welches Problem wird dadurch gelöst, welche neue Realität geschaffen und wie verändert sich unser Körperbewusstsein? Was gewinnen wir durch den Fokus auf die Kategorie Geschlecht, bezogen auf unsere Körper, die Leiblichkeit, die eigene Biografie und die darin eingebetteten Diskurse? Welche Chancen und Risiken birgt das Phänomen „Geschlecht“? Wie erfahren wir Partnerschaft und Sexualität im Horizont von Beziehungsarbeit und Liebesleben? Damit beschäftigt sich das Forschungslabor Gender in interaktiver und ergebnisoffener Verständigung. Gemeinsam soll erforscht werden, wie sich Geschlechtlichkeit im persönlichen Leben auswirkt, von den familiären Zuschreibungen in der Kindheit über die Erlebnisse geschlechtlicher Reifung in der Jugend bis hin zum Erfahrungsspektrum des Erwachsenen in der heteronormativen Gesellschaft. Es sollen Kenntnisse gesammelt und erkundet werden, ebenso Erfahrungen im Hinblick darauf, wie sich „Gender“ einschreibt und/oder aufdrängt und welche Spielräume es gibt, um sich persönlich dazu zu verhalten. Dabei richtet sich der Erkenntnisprozess auf das Verhältnis von Entwurf und Unverfügbarkeit in der geschlechtlichen Biografie.

10:00-12:30 Uhr

2. " Welches Geschlecht hat mein Selbst? Identität als kulturelle Entworfenheit" - Workshop

Mit Ina Schmidt.

Sei einfach Du selbst – aber woher weiß ich, wer oder was dieses Selbst ist? Wie selbstbestimmt bin ich in dem, worin ich mich als ein Selbst vorfinde und welchen kulturellen Praktiken bin ich verbunden oder möchte ich entkommen? Wie selbstbestimmt bin ich in dem, wie ich mich sehe, wie ich spreche, denke und handle? Das Selbst ist keine biologische Kategorie, sondern ein geistiges Konzept, das auch jenseits dualistischer Geschlechterzuschreibungen zum Ausdruck kommen und sichtbar gemacht werden kann – und damit eine mögliche Kategorie, um sich in der Vielfalt der möglichen Positionen eine Perspektive zu verschaffen. Diese Möglichkeit, in ein gegendertes „Selbstverhältnis“ zu kommen, ist Ausgangspunkt wie Zielsetzung dieses 90-minütigen Workshops.

11:00-12:30 Uhr

3. „Revolution, Sorge, Solidarität – Philosophinnen und Politik“ – Philosophischer Salon

Mit Karin Petrovic.

Mut kann anstecken, Denken gegen den Mainstream beleben, Achtsamkeit den Anderen gegenüber sensibilisieren für ein fruchtbares Miteinander. Hannah Arendt, Judith Butler, Eva v. Redecker, Philosophinnen aus drei Generationen zeugen von einer „anderen“ Tradition politischer Theorie, die uns zu Perspektivwechseln und Engagement auffordern. Lassen wir uns im Gespräch über ihre Hauptgedanken anregen für eigene Wege.

13:30-15:00 Uhr

4. „Pull your Ears“ – Performance mit Publikumsbeteiligung

Mit dem Performancekollektiv "Clara distincte" der Universität Hildesheim, das sind: David Bakke, Jan David Böing, Eylem Çetik, Phabio Freiboth, Daniel Maurer, Hoa Nguyen und Lola Wienberg.

Verändert Wissen unsere Körper? Braucht es bestimmte Körper(lichkeiten), um an der Gemeinschaft der Wissenden und Wissen-Wollenden zu partizipieren? Wir generieren Wissen, verwalten und vermitteln Wissen durch, mit und als Körper. Für die Gegenwart und Zukunft stellt sich die Frage: Ändern sich die akademischen Körper, wenn sich der Kreis derer, die zum Wissen zugelassen wurden und werden, verändert? Welche Arbeit an den akademischen Körpern ist nötig, um den Ort des Wissens zu diversifizieren? Wir erforschen die Körper beim akademischen Reden und Zuhören: Wie geht Gelehrsamkeit, Pedanterie, Genialität, Souveränität im Reden – körperlich? Wie geht Bewunderung, Ehrfurcht, Abfälligkeit, Skepsis im Zuhören – körperlich? – Diesen Fragen gingen sieben Studierende aus den philosophischen Studiengängen der Universität Hildesheim im Anschluss an ein Projekt von Katrin Wille nach.

13:30-15:00 Uhr

5. „Die Kunst des guten Streitens“ – Podiums- und Publikumsdiskussion

Mit Heidi Salaverría und Jirko Krauß.

Die wenigsten wissen, wie man gut streiten kann. Viele sagen deswegen lieber nichts. Davon gehen aber 1. die Probleme nicht weg, stauen sich 2. Aggressionen auf und 3. platzt einem irgendwann der Kragen, dann sagt man 4. Dinge, die einem hinterher leidtun, entwickelt 5. ungesunde Schuldwut und landet wieder bei 0 (lieber nichts sagen).

Deswegen: Lieber gleich etwas sagen, dann kann man besser dosieren. Man kann nicht nur besser zuhören, wenn einem nicht Rauchwolken schmorender Alt-Wut aus den Ohren kommen. Frische Wut ist auch gesünder als alte angestaute Wut. Außerdem ist frische Wut für das Gegenüber verständlicher als wenn einem toxische Alt-Wut an den Kopf geworfen wird.

Das gilt für den privaten ebenso wie für den öffentlichen Raum. Wir haben Ideen, wie guter Streit gelingen könnte.

15:30-16:30

6. „Metaempeiría – DialogRaum“ – Philosophischer Salon

Mit: Johanna Kosch.

Über den Tag wurde viel gesprochen, gestritten und erlebt. Die konkreten Erfahrungen aus den Workshops, Vorträgen und Darbietungen sollten nicht unkommentiert stehen bleiben. In einem besonderen Dialograum wird daher die Möglichkeit gegeben, zur gemeinsamen Metareflexion. In jeder Auseinandersetzung sind wir leiblich involviert. Jenseits dieser passiven oder aktiven Erfahrung – egal ob dialogisch, visuell, akustisch, haptisch – möchten wir diese einmal in Worte fassen und die Themen des Tages auf eine übergeordnete Ebene heben. Auch dies ist natürlich wieder an das leibliche Erleben geknüpft, soll aber durch eine gezielte Reflexionsmethode das Bedürfnis der Teilnehmenden zur Aussprache und Reflexion des Erlebten stillen, die Erfahrungen in einem übergeordneten Zusammenhang bringen und sie mit theoretischen und gesellschaftsrelevanten Fragen verknüpfen. Ziel ist es, ein Bewusstsein zu schaffen, warum das Nachdenken, Sprechen und Streiten über Leiblichkeit so wichtig für das Individuum sowie für den gesellschaftlichen Diskurs ist.

17:00-18:00 Uhr

7. „Conversation Awareness Cards“ – Response-Workshop

Mit Pedro Henrique Risse.

In dieser Abschlussveranstaltung des „Gender – Leib – Streit“-Tages im LOFFT ist das Publikum eingeladen, sich mit anderen Teilnehmenden des Festivals zu versammeln, um die Eindrücke und Impulse des Tages individuell und kollektiv zu 'verdauen' und zu integrieren. Dazu kombinieren wir Körperwahrnehmungsübungen und ein Dialogformat, das von einem Kartenset unterstützt wird und das das kollektive Gewahrsein im gemeinsamen Denken intensivieren soll.

Bei diesem Ansatz sind Sie eingeladen, verbale Konzepte als quasi-materielle Dinge zu betrachten, die wir gemeinsam formen und handhaben. So wird das "Wie wir es tun" untrennbar mit dem "Was wir sagen" verbunden, wenn es darum geht, gemeinsam einen Sinn zu finden. Ziel der Session ist die Formulierung von Fragen, die individuell und kollektiv relevant sind und die uns helfen, die Tagesveranstaltung mit dem Körpergefühl und dem intellektuellen Sinn einer Erfahrungsgestalt zu beenden, oder wenn ich so sagen darf, mit einer integrierenden ästhetischen Erfahrung.

17:00-18:30 Uhr

ACHTUNG: Diese Teil-Veranstaltung findet in unmittelbarer Nähe des LOFFT - DAS THEATER statt - und zwar ebenfalls auf den Gelände der Baumwollspinnerei, im Internationalen Choreografischen Zentrum Leipzig (ICZ): Leipziger Baumwollspinnerei, Spinnereistraße 7/Gebäude 3, 1. OG

Datum und Uhrzeit: Donnerstag, 6. Oktober 2022, 10:00 - 18:30 Uhr

Ort und Anschrift: LOFFT - DAS THEATER, Spinnereistraße 7/Halle 7, 04179 Leipzig
ACHTUNG: Abschluss mit Pedro Henrique Risse ab 17:00 Uhr in unmittelbarer Nähe zum LOFFT - DAS THEATER im Internationalen Choreografischen Zentrum Leipzig (ICZ), Spinnereistraße 7/Gebäude 3, 1. OG, 04179 Leipzig

Eintritt:
Tagesticket 10:00 bis 18:30 Uhr: 15,00 Euro, ermäßigt 10,00 Euro, Soli-Ticket 20,00 Euro
Nachmittagsticket 13:30 bis 18:30 Uhr: 10,00 Euro, ermäßig 5,00 Euro, Soli-Ticket 15,00 Euro
Festivalticket ist gültig

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